Historisches zur "Schule"
Das Gimsbacher Schulhaus wurde im Jahre 1823 direkt neben der Kirche erbaut.
Über die Schulgeschichte schreibt Lehrer Gortner im Gimsbacher Schultagebuch 1923/26 eine kenntnisreiche Abhandlung, die hier folgen soll:
"Im Amt Reichenbach, zu dem auch unser Gimsbach gehörte, bestanden 1708 vier Schulen, nämlich zu Deinsberg, Neunkirchen, Reichenbach und Jettenbach. Für Gimsbach kam sehr wahrscheinlich die Schule zu Deinsberg in betracht. Die Schulen erhielten zwischen 12 und 18 Gulden und je 4 bis 18 Malter Korn als festes Gehalt aus der Kirchschaffnei. Diese bestand aus dem Kirchenvermögen der Pfarrkirchen Reichenbach und Deinsberg mit Frühmessen, sowie den Kapellen zu Kollweiler, Jettenbach und Neunkirchen. Nach dem Bericht von Goswin Widder bestand im Jahr 1785 schon eine reformierte Schule in Gimsbach. Sie war den drei Glangemeinden Gimsbach, Matzenbach und Eisenbach gemeinschaftlich. Allein nach der Konfessions-Vereinigung 1818 hörte diese Gemeinschaft auf, indem die Gemeinde Matzenbach mit Eisenbach gemeinschaftlich schon im Jahre 1882 ein Schulhaus baute. Die in Gimsbach wohnenden Katholiken ließen ihre Kinder auch die protestantische Schule besuchen, die aus Gemeindemitteln erbaut wurde, nachdem sie früher von sog. Winterschulmeistern unterrichtet wurden.
Wer waren nun die ersten Kinder die ihre Schritte zur neuen Schule lenkten? Die Ur- und Ur-Urgroßeltern der heutigen Generation zumeist. Dieselben Namen, die heute noch die Rubriken der Schulregistratur füllen, finden sich auch im Zensurbuche, das mein Vorgänger vor 100 Jahren anlegte, junge Burschen und Mädchen der Familien Rübel, Stemler, Moog, Künstler, Aulenbacher, Botz, Daubermann, Braun u.a.m. trotteten damals, so wie auch heute noch beim Klange des Glöckleins mit Tafel und Buch zur Schule. Nur wenige neue Namen fanden Eingang in die Bücher (Börtzler, Leyser, Hamm), viele alte aber sind erloschen oder in neue verschmolzen. Die Natter, Kreutz, Ludwig, Grub, Geminn, Berwanger, Huff u.a. sind heute unserem Dörflein fremd. Auswanderungen über das große Wasser, Ausheiratungen und Gevatter Tod änderten die Listen von Jahr zu Jahr. Doch immer nicht in demmaße als die Ortschaften, welche im Zeichen der Industrie stehen. Der Grund und Boden der Landwirtchaft verbietet große Veränderungen in der Bevölkerung, gestattet nicht viel Zuzug und Abwanderung und so ist heute beinahe jedes Gimsbacher Kind in der glücklichen Lage, sein naseweises Näschen in die Zensuren der Ur-Urgroßeltern zu stecken. Auch die Zahl der Schüler war nur geringen Schwankungen unterworfen. Während Arbeiterdörfer sich in den letzten Jahrzehnten vor dem Kriege geradezu zusehends vergrößerten, blieb sich die Bevölkerungsziffer unseres Dörfleins fast gleich. Die Schülerzahl der Volkshauptschule betrug im Jahre 1844 sogar 44, also 16 mehr als heute.
Bild aus der Festschrift zur 675 Jahrfeier des Dorfes Gimsbach u. 250 Jahre Kirche
Schule Matzenbach 1906
Wer waren die Lehrer, die in unserem Schulsaale an dem schönen Werke der Volkserziehung mitarbeiteten?
Als erster stand hier seinen Schülern gegenüber der reformierte Schuldiener Martin Fiscus. Er war am 25. August 1720 geboren zu Mannweiler im Steckweiler Tal und ist seit 1746 in Gimsbach als reformierter Schuldiener nachweisbar. Mit seiner Ehefrau Katharina hatte er 11, mit seiner zweiten Frau Maria Elisabetha noch einmal 2 Kinder, bevor er am 19.Mai 1795 im Alter von 74 Jahren starb. Ihm folgte sein Sohn Peter Fiscus (der direkte Vorfahre der heutigen "Brauchler´s"). 1765 in Gimsbach geboren, der 41 Jahre lang Dienst an der Gimsbacher Schule tat. 1834, im Alter von 69 Jahren, reichten seine Kräfte nicht mehr aus und er nahm sich seinen Sohn Jacob Fiscus zum Gehilfen. Unter Aufsicht seines Vaters stand derselbe noch 5 Jahre der Schule vor. Im Jahre 1839 wurde er nach Lettweiler berufen, während sich der alte Herr in Reipoltskirchen zur Ruhe setzte und dort seine ihm von der Gemeinde Gimsbach bewilligte jährliche Pension von 50 Gulden verzehrte. Am 9. Januar 1842, im schönen Greisenalter von 77 Jahren, wurde er in Reipoltskirchen zur letzten Ruhe getragen."
Im Jahr 1833 unterrichtete Lehrer Fiscus hier bei einer Gesamteinwohnerzahl von 178 Einwohnern (126 Protestanten, 52 Katholiken) in vier Klassen 24 protestantische und 18 katholische Schüler; die Schule war also von Anfang an eine Gemeinschaftsschule für die katholischen und protestantischen Einwohner von Gimsbach. Das Schulhaus war einstöckig, erst vor 10 Jahren (1823) neu gebaut mit Wohnung des Lehrers und Ökonomiegebäude unter einem Dach. Die Lehrerwohnung bestand aus 2 Zimmern und Küche, dazu kamen Keller, Speicher, Scheuer, Stall und Schweinestall. Zum Unterricht der Jugend in der Obstbaumzucht diente eine Gemeinde-Baumschule (LA Speyer, H 35/569).
Bild aus der Festschrift zur 675 Jahrfeier des Dorfes Gimsbach u. 250 Jahre Kirche
Lehrer Collmar mit seinen Schülerinnen u. Schülern 1930 unterhalb des Wacholderberges neben der Neunkirchner Straße
"Sein Nachfolger war Karl Laux aus Weidenthal, die ersten drei Jahre als Verweser hier wirkend und erst nach dem Tod des alten Fiscus zum definitiven Lehrer ernannt. Er erhielt 1844 bei 44 Schülern ein fixes Gehalt von 300 Gulden, davon 248 Gulden bar. (Archiv VG Glan-Münchweiler). Seine Tätigkeit fällt in die Revolutionsjahre 1848/49, in der Freischarenzeit. Vermutlich war er auch Anhänger der demokratisch-republikanischen Bewegung, wie so viele seiner Kollegen. Doch die Freiheitsbewegung wurde blutig niedergeschlagen. Prinz Willhelm von Preußen, unser nachmaliger Heldenkaiser, damals der "Kartätschenprinz" genannt, schlug mit seinen wohldisziplinierten Preußen die Haufen der Freischaren in die Flucht. Die Fürstenmacht triumphierte über das "Schwarz-Rot-Gold" der Freiheit. Mit bayrischer Strafeinquatierung wurde unser Pfälzer Land belegt, und gegen alle Beamte, die angeschwärzt waren, begann eine stenge Untersuchung. Viele wanderten hinter Schloß und Riegel der Gefängnisse, andere wurden ihres Amtes entsetzt, wieder andere strafversetzt. All diese Drangsalierungen enthob sich Lehrer Karl Laux durch heimliche Flucht nach Amerika im Jahre 1850. Es muß ihm sehr eilig gewesen sein, den Staub der Heimat von den Schuhen zu schütteln, denn erst drei Jahre später konnte ihm sein elfjähriges Söhnlein Karl Laux von Hütschenhausen aus über das große Wasser nachfolgen, während zwei seiner Töchterlein in Gimsbach verblieben. Die kleine Katharina, bei der Flucht des Vaters erst 5 Jahre alt, fand bei Jacob Rübel ein neues Heim und wohl auch gute Pflegeeltern. Das Band der starken Familie wurde so jä zerissen durch polizeiliche Gewalt, dem Kinde der Vater, dem Vater die Kinder genommen. Und warum? Weil es Männer wagten, für die Idee eines einigen, starken, demokratischen Deutschlands einzutreten, für große Gedanken, die sich doch nicht bannen ließen und seit 1871 und 1918 doch Wirklichkeit geworden sind.
Nicht viel besser sollte es dem Nachfolger des Flüchtlings Laux ergehen, dem Lehrer Daniel Fauß. Er war zuvor Lehrer in Konken. Er erhielt die beste Zensur beim Abgang aus dem Seminar. Er durfte sich Schullehrlinge halten, stand also wohl bei seinen Vorgesetzten in gutem Ansehen und doch wurde auch er ein Opfer der Revolution. Ein Neidling seiner Stelle zeigte ihn an, er hätte in Kusel an einem Umzug der Freiheitsmänner teilgenommen. Das war eine krasse Lüge. Herr Fauß war lediglich und wohl auch zufällig Zuschauer. Trotzdem wurde er seiner Lehrstelle in Konken enthoben und aus dem Bezirke Kusel ausgewiesen. Mit allen gegen zwei Stimmen wählte ihn sodann der Gemeinderat zum Verweser in Gimsbach. Und so wurde Daniel Fauß, ein Familienvater, ein tüchtiger Lehrer, schmählich zum Verweser degradiert und damit auch in seinen Gehaltsbezügen stark gekürzt. Erst 15 Jahre später, 1865, ernannte ihn die Regierung wieder zum definitiven Lehrer, nachdem sie sich durch hochnotpeinliche Untersuchung vergewissert hatte, daß der "Staatsverbrecher" jetzt regierungsfromm war. Vier Jahre später erlöste auch diesen Duldner den Tod."
Im Jahre 1852 unterrichtete Lehrer Fauß 14 Knaben und 23 Mädchen in der Werktagsschule, sowie 11 Knaben und 8 Mädchen in der Sonntagsschule. In den beiden Jahren 1869 und 1870 herrschte ein reger Lehrerwechsel an der Schule in Gimsbach. Fünf sog. Schuldienstexpektanten (Lehreranwärter) waren in dieser kurzen Zeit hier tätig. "Erst am 1. Januar 1871 mitten im Deutsch-Französichen-Kriege wurde die Stelle wieder durch einen definitiven Lehrer besetzt, den 1846 zu Contwig geborenen Wilhelm Bender. Volle 49 Jahre, bis zu seiner Pensionierung am 1.Januar 1920 war es Herr Bender vergönnt, in segensreicher Weise zu wirken."
Lehrer Bender muß nach Berichten der Alten noch einer der letzten autoritären Lehrerpersönlichkeiten gewesen sein, die in den Dörfern "wie kleine Herrgötter" auftraten. Gar manches ist noch von seinem außerschulischen Wirken im Dorf überliefert.
Bild aus der Festschrift zur 675 Jahrfeier des Dorfes Gimsbach u. 250 Jahre Kirche
Gimsbacher u. Matzenbacher Schüler mit Lehrer Collmar 1936 unterhalb des Wacholderberges "Waggelerberch"
Am 1. Mai 1920 trat Hauptschullehrer Karl Gortner die Stelle in Gimsbach an. Er war 1892 in Gries geboren, als Sohn eines Gastwirts und Bauern und er war es auch, der im Schultagebuch 1923-26 die Beiträge zur "Geschichte von Gimsbach" verfaßte. Gortner war bis 1930 Lehrer in Gimsbach und ging danach nach Bruchmühlbach. Er ist auch der Verfasser der 1963 erschienenen Ortschronik von Bruchmühlbach, wo er am 13.Juni 1967 starb.
Über die Räumlichkeiten der Schule weiß Gortner folgendes zu berichten:
"Neben dem Lehrsaal bestand die private Wohnung des Lehrers, den bescheidenen Verhältnissen jener Zeit entsprechend, ursprünglich nur aus Stube, Kammer und Küche. Da der Lehrer bis vor wenigen Jahrzehnten darauf angewiesen war, zur Fristung seines Unterhaltes das zur Stelle gehörige Schulland selbst zu bauen, so waren der Wohnung angegliedert Scheune und Stall, Backofen und Schweinestall. Um dem bestehenden Raummangel abzuhelfen und weil die Stalluft sich mit dem Bratengeruch der unmittelbar danebenliegenden Küche wohl schlecht vertrug, mußte es sich der Stall im Jahre 1892 etwa gefallen lassen, daß er in ein menschlichen Wohnraum umgewandelt wurde. Ein weiteres Zimmerchen wurde schon früher in den Speicher eingebaut. Ein neues Wirtschaftsgebäude, bestehend aus Scheune, Stall und Futterküche, wurde im Rücken des Schulhauses errichtet. Herr Bender gab die Landwirtschaft bald danach auf. In anerkennender Weise ließ die Gemeinde in den Jahren 1920/21 neben anderen baulichen Umänderungen die dem Wohnhause angegliederte Scheune in Wohnzimmer umbauen und eine neuzeitliche Abortanlage anlegen. Im Herbste 1926 wurde rings im Schulsaale eine Holzvertäfelung angebracht.
Auf das weitere Schicksal der Schule soll hier nicht eingegangen werden. 1964 unterrichtete Lehrer Ganjon an der protestantischen Bekenntnisschule Gimsbach noch 21 Schüler. 1972 wurde die Schule aufgelöst. 1983/84 wurde dann das alte Schulhaus umgebaut in ein geräumiges Dorfgemeinschaftshaus.
Quelle: Festschrift zur 675 Jahrfeier des Dorfes Gimsbach u. 250 Jahre Kirche
"Zwischen Glan und Potzberg", Dieter Zenglein, Dittweiler